Geschichte

Vom armen Bauerndorf zur modernen Zentrumsgemeinde

Stein vor vielen Jahren
Vor langer Zeit; Stein vom Säckinger Rheinufer aus gesehen


Stein wird in den Urkunden und Akten verhältnismässig spät erwähnt, erstmals 1281 in einem habsburgischen Pfandrodel. Aber dies ist kein Zufall, denn die frühen mittelalterlichen Archive der Nachbargemeinde Säckingen sind 1272 durch einen Grossbrand zerstört worden.

Sicher hat das Dorf Stein zum allerersten Besitz des Klosters Säckingen gehört. Bis zum Anschluss des Fricktals an die Schweizerische Eidgenossenschaft 1803 war das Geschick Steins eng mit seinem milde regierenden Kloster verbunden. Im 13. und 14. Jahrhundert dürften nur wenige Familien die ganze Ortsbevölkerung ausgemacht haben. Eine erste statistische Erfassung liegt von 1594/96 vor. Damals sollen ungefähr 30 erwachsene Menschen in Stein gewohnt haben. Das Dorf hatte im Jahr 1803 insgesamt 31 Häuser und 234 Einwohner. Heute sind es mehr als 3100 Personen in rund 1500 Haushaltungen (20.05.2020). Der erste bekannte Steiner mit einem Geschlechtsnamen war 1356 Ruedi Biri. Es folgten die Geschlechter Flück und Töbeli. Später kamen die Lindauer und die Werner hinzu. Heute wohnen im Dorf noch die Bürgerfamilien Braun, Brogle, Brogli, Hansmann, Hofmann, Metzger, Ritter und Stutz. Es scheint fast nicht glaubhaft, dass die auswärts wohnenden Bürger sich in über 300 Geschlechtsnamen aufteilen. Wenn man aber berücksichtigt, dass in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg Agenten, vorab in Lausanne und Genf, Ausländer anwarben, so kann man die Zahl am ehesten nachvollziehen. Die Einbürgerungssummen betrugen damals fast durchwegs 800 Franken. Die Neubürger mussten zudem ein ansehnliches Geschenk an den Bürgerfonds machen.

Die bekanntesten Bürger, die unser Dorf in der Vergangenheit hervorgebracht hatte, waren Christoph Haus, von 1705 bis 1725 Weihbischof von Basel, Johann Baptist Haus, von 1729 bis 1745 ebenfalls Weihbischof von Basel und Johann Rudolf Dolder, Mitglied der Aargauischen Regierungskommission, 1803-1807 Regierungsrat, 1803-1807 Grossrat und erster Präsident, 1806 Tagsatzungsabgeordneter. Aber auch die jüngere Zeit zeigt, dass aus Stein immer wieder bekannte Persönlichkeiten hervorgehen, wie zum Beispiel Oberstdivisionär Immanuel Roesler, Universitätsprofessor Dr. Adolf Reinle und natürlich Grossrätin Elisabeth Schmid-Bruggisser, welche im Jahr 1985 als erste Frau den Grossrat präsidierte. Ein halbes Jahrhundert hat man in der Gemeinde von der Industrie gesprochen, nicht viel weniger vom Kraftwerk. In kurzer Zeit ist gleich beides gekommen. Seit 1957 steht das moderne Fabrikgebäude der damaligen CIBA (heute NOVARTIS) am Rande des Dorfes. Gegen 2000 Personen finden im Werk Beschäftigung. In Stein sind auch zahlreiche kleinere und mittlere Gewerbebetriebe angesiedelt. Sehr stark zurückgegangen ist die Landwirtschaft. Hatte die Gemeinde im Jahr 1887 noch 53 Viehbesitzer, so sind es heute noch zwei Landwirte. Stein liegt durch den eigenen Bahnhof und den nahen Autobahnzubringer sehr verkehrsgünstig. Zum Verkehr in Stein gehören weiter die Rheinbrücken. Im Jahr 1979 wurde die neue Brücke, die den Namen des heiligen Fridolin trägt, dem Verkehr übergeben. Die historische, älteste und längste gedeckte Holzbrücke Europas ist heute im Besitz der Stadt Bad Säckingen und steht nur noch den Fussgängern zur Verfügung. Mit der Nachbarstadt Bad Säckingen bestehen ausgezeichnete Beziehungen, sowohl behördlicherseits als auch seitens der Bevölkerung. Es darf in diesem Zusammenhang auf das traditionelle Brückenfest hingewiesen werden, das abwechslungsweise von Bad Säckingen und Stein organisiert wird.

Das Dorf hat sich in wenigen Jahren stark gewandelt. Grosse Wohnblöcke stehen neben Einfamilienhäusern. Altehrwürdige Gebäude mussten der Modernisierung weichen. So wurden die alte Dorfkirche an der Zürcherstrasse, der Gasthof Löwen sowie auch das alte Postgebäude im Zusammenhang mit dem Autobahnbau abgerissen. An der Schulstrasse sind zwei schöne, neuere und zweckmässige Kirchenzentren entstanden. Die reformierte und die römisch-katholische Kirche liegen sich direkt gegenüber. Die für die Infrastruktur notwendigen Anlagen sind vorhanden.